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JAHRES­BE­RICHT

Jahresbericht

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ALLGEMEINER GESCHÄFTSVERLAUF

2024 setzt Lebensart die positive wirtschaftliche Entwicklung von 2023 fort. Obwohl erneut ein operativer Verlust von CHF 1,0 Millionen zu verzeichnen ist, fällt das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um CHF 0,9 Millionen besser aus. Der Dank gilt unseren engagierten Mitarbeitenden, die diesen Fortschritt ermöglicht haben.

Das Finanzergebnis beträgt CHF CHF +2,0 Millionen und liegt damit über dem Vorjahreswert von CHF +0,8 Millionen. Die Verbesserung resultiert primär aus der positiven Entwicklung an den Finanzmärkten. Die Absicherung der Finanzergebnisse und die Stärkung der Kapitalbasis geniessen bei Lebensart hohe Priorität.

Martin Holzer (links) und Lukas Bär

Um Einnahmen und Ausgaben nachhaltig in Einklang zu bringen, hat die Geschäftsleitung Massnahmen ergriffen, welche sich in drei Gruppen aufteilen lassen:

Erstens: Nachfrage- und angebotsseitige Massnahmen, um die Kapazitätsauslastung in einem Umfeld mit rückläufigen Aufenthaltsdauern und häufigeren Bewohnerwechseln hochzuhalten. Weitere Massnahmen stellen sicher, dass erbrachte Leistungen effektiv, zeitnah und nachvollziehbar in Rechnung gestellt werden.

Zweitens: Massnahmen, um den Personaleinsatz besser zu steuern und zu optimieren. Lebensart will die Mitarbeitenden von nichtproduktiven Arbeiten entlasten und gleichzeitig die Potenziale des Skill-Grade-Mix gruppenweit besser nutzen. Angesichts des Arbeitskräftemangels geht Lebensart mittelfristig von einem notwendigen Technologieschub aus und bereitet sich insbesondere im Bereich IT und Datenmanagement auf einen solchen vor.

Drittens: Massnahmen, um Lebensart organisatorisch mit klaren Prozessen und Rollen einfacher aufzustellen. Unternehmensdaten und moderne Systemunterstützung sind im künftigen Betriebsmodell von grosser Bedeutung. Lebensart investiert deshalb in neue Plattformen, die skalierbar sind und somit mittel- und langfristig profitables Wachstum ermöglichen.

ENTWICKLUNGSTÄTIGKEIT

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Lebensart Entwicklungsvorhaben im Umfang von CHF 1,8 Millionen realisiert. Die damit verbundenen Personal- und Sachkosten wurden – im Einklang mit dem Regelwerk von Swiss GAAP FER – vollumfänglich dem Jahresergebnis 2024 belastet. Der Schwerpunkt lag bei den Entwicklungsvorhaben auf Projekten zur Standardisierung und Vereinfachung von Prozessen und Aktivitäten, mit einem besonderen Fokus auf Effizienzgewinne in den klassischen Querschnittsaufgaben.

Zunehmend rücken aber die Kernprozesse ins Zentrum. Ziel ist es, wertschöpfende Tätigkeiten zu stärken und administrative Aufgaben weiter zu automatisieren. Gleichzeitig entwickelt Lebensart Mittel und Wege, um das Onboarding neuer Mitarbeitender zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Weitere Mittel flossen in die Vorbereitung neuer Angebote sowie die Prüfung und Entwicklung zusätzlicher Standorte. Diese langfristigen Entwicklungs- und Planungsprozesse beinhalten oft langwierige Bewilligungsverfahren, die bis hin zu kommunalen Volksabstimmungen reichen.

ZUKUNFTSAUSSICHTEN

Das Kerngeschäft von Lebensart bleibt herausfordernd. Dabei liegen die Hürden weniger auf der Markt- bzw. Nachfrageseite, denn Lebensart bietet Lebensorte mit Pflege und Betreuung an und stationäre Angebote bleiben langfristig für die Versorgung zentral. Herausfordernd ist vielmehr, dass Verschiebungen im Bewohnenden-Mix zu neuen Bedürfnissen führen, die wiederum neue personelle und organisatorische Anforderungen mit sich bringen.

Der Altersbereich bleibt durch eine flache Umsatzentwicklung geprägt. Der Spielraum bei der Preisfestsetzung ist begrenzt, und die Anzahl der Pflegeplätze ist kantonal reguliert. Stagnierenden Umsätzen stehen aber wachsende Personal-, Sach- und Energiekosten gegenüber, wodurch die operative Marge unter Druck bleibt.

Die Gesundheitsstrategie des Kantons Bern geht bei steigenden Bevölkerungszahlen und einer höheren Lebenserwartung von einer konstanten Anzahl bewilligter Langzeitpflegeplätze aus. Dies bedeutet, dass die Pflegebedürftigkeit der Bewohnenden bei Eintritt in die stationäre Pflege markant höher sein muss. Gleichzeitig nimmt der Anteil an Demenzkrankheiten unter den Bewohnenden zu. Daraus resultiert eine höhere Belastung des Personals. Schaffte der Kontakt mit weniger pflegebedürftigen Menschen früher oft eine Möglichkeit zur kurzfristigen Entlastung und Erholung im Arbeitsalltag, ist dies zunehmend weniger der Fall. Eine Folge dieser Entwicklung sind sinkende Pensen und verstärkte Abwanderung von Arbeitskräften.

Der IV-Bereich bleibt ebenfalls stark reguliert. Die Einführung des 2024 in Kraft getretenen Gesetzes über die Leistungen für Menschen mit Behinderungen (BLG) verzögert sich zeitlich. Die ursprünglich erhoffte Erweiterung des unternehmerischen Spielraums für Institutionen zeigt sich noch nicht. Stagnierenden Umsätzen stehen auch im IV-Bereich steigende Kosten gegenüber.

Zeigt das BLG die gewünschte Wirkung, wird sich der Trend verstärken, dass Menschen mit leichten und mittleren Beeinträchtigungen so weit wie möglich selbstständig wohnen – also keine stationären Wohnangebote benötigen. Somit wird sich der Bewohnenden-Mix weiter verschieben, mit einem zunehmenden Anteil an komplexeren Diagnosen wie Verhaltensauffälligkeiten, Schnittstellen zur Forensik sowie alten und neuen Suchtkrankheiten. Auch Depressionen und andere zeittypische Diagnosen nehmen zu. Die Psychiatrie im Kanton Bern befindet sich ebenfalls im Umbruch und steht kapazitätsseitig unter Druck. Häufig sind IV-Institutionen die einzige Möglichkeit, um freie Plätze in der Psychiatrie zu schaffen. Wie im Altersbereich führt dies ebenso zu höherer Belastung des Personals – sowohl fachlich als auch in Bezug auf die individuelle Resilienz.

Lebensart geht trotz der aufgezeigten Herausforderungen davon aus, dass sich die finanziellen und regulatorischen Rahmenbedingungen für stationäre Angebote mittelfristig etwas verbessern werden, da Versorgungslücken im Alters- und IV-Bereich in der heutigen Gesellschaft kaum vorstellbar sind. Die Verbesserungen werden den erwarteten Strukturwandel etwas abbremsen, nicht aber aufhalten. Zu gross sind die Herausforderungen in der Branche: Investitionsentscheidungen, personelle Wechsel in Leitungsgremien und Trägerschaften, steigende Anforderungen von Mitarbeitenden und Regulatoren werden viele Institutionen vor schwierige Entscheidungen stellen. Ersatz- und Neuinvestitionen müssen angesichts enger Margen und eines Nutzungshorizonts von über 40 Jahren gut überlegt und solide finanziert werden.

Mit den aufgezeigten Schritten bereitet sich Lebensart auf anspruchsvollere Rahmenbedingungen vor. Massnahmen zur Optimierung von Organisation, Prozessen, Systemunterstützung, Wirtschaftlichkeit und Führung sollen jetzt Wirkung zeigen. Sie sollen aber skalierbar sein und die Voraussetzungen schaffen, damit Lebensart die sich ergebenden Marktchancen mittel- und langfristig nutzen kann.

2025 zielt Lebensart darauf ab, das Betriebsmodell stabil zu halten und schrittweise weiterzuentwickeln. Alle Bereiche von Lebensart sollen effizient zusammenarbeiten und klare Verantwortlichkeiten übernehmen. So erreichen wir die gesetzten Geschäftsziele, erzielen nachhaltige Wettbewerbsvorteile und meistern die nicht unerheblichen Zukunftsrisiken.

Bärau, März 2025

Lukas Bär
Geschäftsführer

Martin Holzer
Leiter Controlling & Finanzierung

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